WIGRATEC+ steht für „Wirbelschichtbasierte Granuliertechnik“ und war schon als regionales Forschungsbündnis ein Innovationstreiber für das althergebrachte Trocknungsverfahren. Jetzt macht sich WIGRATEC als internationales Cluster einen Namen.
Der vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mehrfach geförderte „Innovative Regionale Wachstumskern WIGRATEC+“ für wirbelschichtbasierte Granuliertechnik schuf die technologische Basis für die Weiterentwicklung industrieller Trocknungsverfahren, mit denen aus flüssigen Ausgangsstoffen Granulate oder Pulver mit speziellen Partikelstrukturen und -eigenschaften hergestellt werden.
Nach Auslaufen der Förderung 2017 beschlossen die WIGRATEC-Akteure, allen voran der Anlagenbauer IPT Pergande in Weißandt-Gölzau, die Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg und die Glatt Ingenieurtechnik GmbH in Weimar, auch über das Projektende hinaus ihre weitere Zusammenarbeit. Sie suchten sich neue Partner, auch außerhalb Deutschlands wie etwa Nestlé Netherlands, den niederländischen Technologielieferanten Bodec und den Lebensmittelproduzenten Agglomix. WIGRATEC+ ist zu einem internationalen Cluster gewachsen und wird seit 2019 vom Bundesforschungsministerium im Programm „Internationalisierung von Spitzenclustern, Zukunftsprojekten und vergleichbaren Netzwerken“ gefördert.
Der Wachstumskern „WIGRATEC+ Wirbelschicht- und Granuliertechnik“ engagiert sich für die industrielle Weiterentwicklung des Granulationsverfahrens mittels Wirbelschichttechnologie, mit der sich partikelförmige Produkte mit gewünschten Eigenschaften optimal hergestellen lassen. Der Wachstumskern hat es sich zur Aufgabe gemacht, in seinen Projekte die Potenziale der Technologie in praktikable Lösungen überführen. Diese Potenziale resultieren aus den Anforderungen an hochwertige Produkte bei gleichzeitig hohen Produktkapazitäten, einer zuverlässigen Prozessführung und breiten Druck- und Temperaturbereichen.
Ziele von WIGRATEC+
Der Wachstumskern fokussiert mit seinen Untersuchungen auf apparative und betriebliche Aspekte. Hierzu zählt unter anderem die Entwicklung neuer Wirbelschichtverfahren. Dabei handelt es sich um Verfahren zur Beschichtung feindisperser Partikel unter Vermeidung von Agglomeration. International besteht ein hoher Bedarf an solchen funktionalisierten Partikeln. Momentan ist jedoch keine Technologie in der Lage, diesen Prozess im industriellen Maßstab verlässlich umzusetzen.
Mehrstufige Wirbelschichtapparate, die ebenfalls verbreitet Anwendung finden, bilden einen weiteren Schwerpunkt der Arbeiten. Diese Apparate werden derzeit nur empirisch ausgelegt, d.h. mit möglicherweise zu großen Spielräumen. Insgesamt soll der Betriebsbereich von Wirbelschichtgranulationsanlagen, für z.B. Druck und Temperatur, signifikant erweitert werden. Hierzu werden die Hochtemperaturfiltration in Wirbelschichten sowie Wirbelschichtverfahren unter reduziertem Druck für Anwendungen mit thermolabilen Inhaltsstoffen untersucht.
Weitere Ziele des Wachstumskerns WIGRATEC+ sind die Entwicklung einer Automatisierung der Wirbelschichtgranulation zur gezielten Prozessführung der Produkteigenschaften und die Entwicklung eines PAT-Systems für die Inline-Qualitätskontrolle bei chargenweisen und kontinuierlichen Coatinganwendungen.
Projekte
Die Ziele des Wachstumskernes erfordern Arbeiten auf den folgenden Gebieten:
- Entwicklung einer Regelung für die Partikelgröße und Partikelfeuchte bei der Wirbelschichtgranulation
- Entwicklung einer Apparativen Lösung für die Hochtemperaturfiltration in Wirbelschichten
- Beschichtung feindisperser Partikel
- Rinnen- und Kolonnenapparate für das kontinuierliche, mehrstufige Wirbelschichtcoating
- Vakuumgranulation thermolabiler Inhaltsstoffe
- Entwicklung eines PAT-Systems für die Inline-Qualitätskontrolle bei Coatinganwendungen
Aktuelle Projekte:
• COAGG – Kombinierte Agglomerationstechnologie für Lebensmittel
• ADMIX – Advanced Processing of Mixed Ingredient Food Particles
Cluster „WIGRATEC“. Wissenschaft und Wirtschaft regional und international vernetzen
Der regionale Cluster „WIGRATEC Wirbelschicht- und Granuliertechnik“ ist ein Bündnis aus vornehmlich kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU) bzw. Unternehmen mit KMU-ähnlicher Struktur. Ausgangspunkt des Bündnisses war ein 2006 mit Unterstützung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) durchgeführtes Innovationsforum zum Thema „Wirbelschichttechnik“ in dessen Folge Forschungsverbundprojekte formuliert und im Rahmen des BMBF-Programms „Unternehmen Region – Innovative regionale Wachstumskerne“ unter dem Namen WIGRATEC im Zeitraum von 2009 bis 2016 bearbeitet wurden. Die technologische Basis und somit Grundlage für das Geschäftsfeld des Clusters WIGRATEC liegt auf dem Gebiet der industriellen Granulations- und Trocknungstechnik durch Nutzung der Wirbelschichttechnologie.
Die Kernkompetenzen des Clusters liegen in der Entwicklung, dem Bau, dem Betrieb und der Vermarktung schlüsselfertiger Produktionsanlagen bzw. der damit verbundenen Technologien für die chemische und pharmazeutische Industrie, sowie teilweise für die Lebensmitteltechnik, die nach dem Prinzip der Wirbelschicht funktionieren.
Kennzeichnend für das Bündnis sind Anlagenbauprojekte von der verfahrenstechnischen Grundlagenentwicklung, über Machbarkeitsstudien, dem Basic- und Detail-Engineering bis hin zum Anlagenbau und der Inbetriebnahme. Hierzu sind neben den Kernkompetenzen im Bereich des verfahrenstechnischen Anlagenbaus auch die Entwicklung und Inbetriebnahme der Prozesssteuerung und -automatisierung durch Partner vertreten.
Das Innovationsbündnis baut auf den Erfahrungen des Vorgängerwachstumskerns WIGRATEC auf, der von August 2009 bis Oktober 2012 ebenfalls unter der mit 7,2 Millionen Euro vom BMBF gefördert worden ist. Ziel ist es, die Wirbelschichttechnologie weiter zu verbessern und dabei unter anderem den Anlagenbau für die industrielle Nutzung der Wirbelschichttechnik in den Fokus zu stellen.
Beim Wirbelschichtverfahren werden flüssige oder staubförmige Ausgangsstoffe in Granulate umgewandelt, wobei letztere industriell weit besser zu verarbeiten sind. Die Eigenschaften der erzeugten Granulate, wie Größe, Feuchtigkeit oder eine exakte Zusammensetzung, werden durch das Wirbelschichtverfahren präzise eingestellt. Das spielt z.B. bei der Herstellung von Pflanzenschutzmitteln, Waschmittelgranulaten oder Medikamenten eine große Rolle.
Veröffentlichungen
Zum Beitrag „Die nächste Generation der Wirbelschichtanlage“
Zum Beitrag „Die Pulver-Macher auf Erfolgskurs“
Zum Beitrag „Wirbelschichttechnologie hat viel Potential. Bündnis „WIGRATEC+“ erhält BMBF Millionenförderung“
Zum Beitrag „Neue Initiative will Sachsen-Anhalt zum Weltmarktführer der Wirbelschichttechnologie machen“
Zum Beitrag „Technologietransfer aus der Uni Magdeburg erhält Millionenförderung“
Projektpartner
Der Allianz WIGRATEC+, die aus dem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Wachstumskern WIGRATEC hervorgegangen ist, gehören 12 kleine und mittlere Unternehmen sowie zwei Forschungsinstitute an. Mit ihrer umfassenden Expertise in der Wirbelschicht- und Granuliertechnik repräsentieren sie das gesamte Know-how in der Wertschöpfungskette – von der Entwicklung über den Bau bis zum Betrieb von Wirbelschichtanlagen.
siehe auch: WIGRATEC | Unternehmensbündnis
Unternehmen:
- IPT Pergande GmbH, Weißandt-Gölzau (Coordination)
- VTA Pergande GmbH, Weißandt-Gölzau
- Glatt Ingenieurtechnik GmbH, Weimar
- Anhaltinische Verfahrens- und Anlagentechnik GmbH, Magdeburg
- Salutas Pharma GmbH, Barleben
- Parsum GmbH, Chemnitz
- M+R GmbH, Köthen
- fzmb GmbH Forschungszentrum für Medizintechnik und Biotechnologie, Bad Langensalza
- Dr. Weigel Anlagenbau GmbH, Magdeburg
- Elamont GmbH, Bitterfeld-Wolfen
- Dr. Wernecke Feuchtigkeitsmesstechnik GmbH, Berlin
- Magdeburger Industriearmatur-Manufaktur GmbH, Magdeburg
- Bodec, KZ Helmond, Niederlande
- Agglomix B.V., BH Tilburg, Niederlande
- Nestlé Netherlands BV, JC Nunspeet, Niederlande
Forschungseinrichtungen:
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- Otto-von-Guericke-Universität, Magdeburg (wissenschaftliche Projektleitung)
- Hochschule Anhalt, Bernburg Köthen
Projektträger: ptj Projektträger Jülich
Die Allianz WIGRATEC+ wird im Rahmen des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Programms „Internationalisierung von Spitzenclustern, Zukunftsprojekten und vergleichbaren Netzwerken“ mit 2 Verbundprojekten für eine Gesamtlaufzeit von 3 Jahren gefördert. Ziel der Projektförderung ist die Zusammenarbeit von international führenden Netzwerken zur Bündelung ihrer komplementären Kompetenzen.
Förderung von „WIGRATEC“: August 2009 – Oktober 2012 mit 7,2 Millionen Euro durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF)
Förderung von „WIGRATEC+“: November 2013 – Oktober 2016 mit 6,2 Millionen Euro durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF)
Weitere geförderte Projekte:
• COAGG – Kombinierte Agglomerationstechnologie für Lebensmittel
• ADMIX – Advanced Processing of Mixed Ingredient Food Particles
Weitere Informationen zu diesem Thema und verwandten Themen finden Sie auch in den folgenden Veröffentlichungen:
Dezember 2024: Projekt-Start für „nanoAR“. Nanopulver für Antireflexlösungen für die Laserträgheitsfusion zur sauberen Energieversorgung der Zukunft
August 2024: Projekt-Start für „StrOboBatt“. Entwicklung von Hochleistungsmaterialien für Energiespeicherung
Dezember 2023: ‚Glatt gewinnt Folgeauftrag für BioCampus MultiPilot im Hafen Straubing-Sand‘
Juni 2023: ‚Glatt produziert Kosmetikpigmente für Merck – Festliche Einweihung der Dryflux-Anlage‘
September 2020: Glatt baut Demonstrationsanlage zur Schwermetallabscheidung aus Klärschlammaschen im Rhein-Main-Gebiet